Letzten Mittwoch war es mal wieder soweit – am Donnerstag war mit Frohnleichnahm ein Feiertag und somit war der Mittwoch „Judgement Day “ – also DER Tag an dem ich bekanntermaßen am meisten Neuwagen liefere – auch, weil der Freitag ein so genannter Brückentag ist – und irgendwie jeder meiner Kunden mit dem neuen Auto in den Kurzurlaub fährt, oder zu Tante Hilde, oder oder oder…
Sicherlich ist beim Thema Auslieferungstermin immer irgendein „Warum?“ auf der Kundenseite dahinter – aber was der liebe Kunde bei dem ganzen Terminplanungs-Szenario vergisst ist, dass wir Automobilverkäufer in einem gewissen Dilemma sind – denn irgendwie will an so nem Tag zwar jeder seinen Neuwagen aber ist nicht bereit eine gewisse Flexibilität im Thema „Zeit“ anzugehen – mit anderen Worten:
Jeder will am Nachmittag ab 15 Uhr seinen Neuwagen abholen
Nun ist es einfach so dass zwischen 15 Uhr und 20 Uhr einfach nur 5 Stunden sind – was mit anderen Worten heißt, das ich somit ab 15 Uhr maximal fünf Auslieferungen einplanen kann – komischerweise will aber jeder Kunde die Termine um 16 Uhr und um 17 Uhr. Auslieferungen um 19 Uhr werden ähnlich stark nachgefragt wie Grillfleisch im veganen Supermarkt…
Witzigerweise kann man als Autoverkäufer dies auch noch so toll und minutiös planen – die Kunden machen daraus ihr eigenes Ding – in meinem Fall heißt dies, dass wirklich ALLE KUNDEN die am Mittwoch ihre Neuwagen erhalten haben, in der Zeit zwischen 15 und 16 Uhr kamen – alle, ausnahmslos alle – auch die Kunden mit dem 19 Uhr Termin waren bereits um 16 Uhr da – toll oder?
Nachdem ich das ja nicht zum ersten Mal mitmache habe ich bereits im Vorfeld alle Kunden bei der Terminvergabe auf die minutiöse Vorplanung sensibilisiert und dennoch patrouillierten alle durchs Autohaus – immer mit einem Blick auf mich und einen Blick auf die Uhr.
Ich persönlich kann es nicht verstehen, warum ein Mensch drei und mehr Stunden zu früh oder gerne auch zu spät kommt… Wenn ich zum Zahnarzt gehe, mit einem Immobilienmakler einen Besichtigungstermin ausmache oder online bei der Zulassungsstelle in Frankfurt, München oder Hamburg einen Termin ausmache, dann kann ich auch nicht zwei Stunden früher kommen, oder zwei Stunden später – also ich mein, ich kann da schon hinfahren, aber wenn ich zu früh dort bin, wird keiner für mich Zeit haben, wenn ich zu spät bin, werde ich keinen mehr antreffen, oder meinen Zahnbehandlung, meine Traumwohnung oder meine Führerschein-Eintragung nicht bekommen – aber bei uns Automobilverkäufern ist es anscheinend total normal geworden – dann zu kommen wann der Kunde es für richtig findet – das wäre eigentlich auch kein Problem wenn die Kunden sich selbst für seine eigene Handlung sensibilisieren würden – also getreu dem Motto: Wenn ich schon zwei Stunden zu früh im Autohaus eintreffe, kann ich nicht davon ausgehen dass ich auch sofort meinen Neuwagen erhalte.
Aber dies war am Mittwoch mal wieder nicht so – alle waren da, alle schauten auf die Uhr und witzigerweise: Alle hatten auch keine Zeit, denn jeder hatte auch eine Ausrede warum er NUR JETZT SOFORT den Neuwagen in Empfang nehmen kann und nicht erst in zwei Stunden… – Derzeit gerne genommen als „Vorwand“ die Fussball-WM, die Stau-Situation in der Großstadt und und und – mir eigentlich total egal – es hat eigentlich jeder Kunde das verdient was er bekommt.
Früher hätte ich da wenig Probleme gehabt, denn „damals“ habe ich für eine Auslieferung max. 10 Minuten benötigt – aber dies ist halt nun anders – die Kunden sind zwar besser informiert – aber somit ist auch der Informationsdrang an Funktionen und Gadgets im Auto um einiges höher – der Automobilverkäufer erklärt sich nen Wolf, und das obwohl der Kunde spätestens nach 7 Minuten eigentlich gar nichts mehr im Gedächtnis behalten kann… – aber egal!
Der Hersteller findet die Auslieferung absolut relevant und wichtig, und bevor wieder ein Kunde diese Schnell-Auslieferung bei der telefonischen CRM-Abfrage „moniert“obwohl er dies eigentlich gewünscht hat, und ich dadurch wieder schlechte Werte und viele Stunden bei meinen Vorgesetzten verbringe, bekommt jeder Kunde die Auslieferung in Standart-Länge – ob er will oder nicht…
Vielleicht mach ich am nächsten Tag vor einem Brückentag gar keine Termine mehr – getreu dem Motto:
„Komm einfach wann Du willst“
– schlimmer kann es dann auch nicht werden – und ich weiß ja schon dass der Feiertag am nächsten Tag nur dazu dient den Stress vom Vortag abzubauen – klingt komisch, war aber in der Vergangenheit so – und wird auch sicherlich in Zukunft so sein.
Bildquelle: GG-Berlin / pixelio.de
Kann Dich sehr gut verstehen. Als ich noch Neuwagen verkauft habe ging es mir genau so. Ich habe alles genau getimed und abgestimmt und, da die einen zu früh und die anderen zu spät kommen, sich da aber in keinster Art und Weise irgend einer Schuld bewusst waren, ging alles durcheinander und die Kunden jammerten rum. Es mangelt einfach an dem Respekt gegenüber unserer Tätigkeit (so habe ich das Gefühl).
Es ist generell genau so wie Du geschrieben hasst. Wenn ein Autoverkäufer Termine zu einer genauen Uhrzeit abstimmt dann schnallen die Kunden oder Interessenten das einfach nicht. Die verstehen nicht, das man als Autoverkäufer häufig ’n Duzend Kunden am Tag „abfertigt“. Das man ständig den Spontanbesucher genauso gut behandeln muss wie den Kunden der sich angekündigt hat und das es schwer ist das zu bewerkstelligen.
Ich bin froh das ich nur noch Gebrauchtwagen verkaufe. Da wollen die Kunden i. d. R. gar nix erklärt haben: „Auto mit Kennzeichen steht vor der Tür, Kennzeichen sind drauf, Plakette drin, Sprit ist noch was drin, Geld ist ja schon auf’m Konto, hier die Papiere und die Schlüssel, wünsche Ihnen gute Fahrt!“ 😉
Nach wie vor asozial ist nur das Verhalten der Interessenten wenn es um Probefahrttermine geht. Etwa 2/3 werden vereinbart aber nicht eingehalten. Ohne Info, keine Absage. Kommt einfach keine Sau. Frechheit. Aber wehe das passiert umgekehrt. Der Kunde kommt und das Auto ist nicht Tiptop vorbereitet. Dann gibt’s direkt ’n Shitstorm auf Twitter & Co. …
Alles so wie Du es schreibt.
Das liegt natürlich in erster Linie daran, dass der Kunde meint
als Verkäufer hast Du das Geschäft Deines Lebens gemacht.
Deshalb braucht er sich an keineVorgaben zu halten.
Die Hersteller geben dem Neuwagenverkäufer ja auch vor
die Kunden wie Könige zu behandeln. Dafür bekommen
sie ja auch die dicke Provision.
Der Neuwagenverkäufer wird zunehmend zum Depp vom Dienst degradiert. Nur noch Pflichten keine Rechte mehr.
Immer schön brav den Bückling machen, damit die Bewertung gut ausfällt. Diese Leute können einem nur noch leid tun.
Hi, Frank ich kann dich gut verstehen. Man kann es einfach nicht jedem Recht machen.
Lg Lisa.
Hier geht es weniger darum es jemanden Recht zu machen oder nicht.
Fakt ist, die meisten Kunden meinen Sie können mit den Verkäufern umgehen wie Sie wollen.
Dieses Verhalten wird vom Hersteller durch diverse Vorgaben mehr und mehr unterstützt und in den meisten Betrieben gibt es auch keine Rückendeckung.
Welche Rechte hat heute ein Neuwagenverkäufer und welche Pfilchten und Vorgaben. Antworten sind willkommen.
Gott sei Dank hab‘ ich einen tollen Vorgesetzten, der mit mir schimpft wenn ich mich dem Kunden zu sehr bücke! Der hat das Game verstanden und realisiert, dass man so längerfristig nicht weiterkommen kann und sich „zu Tode berät“.
Klar ist uns allen Qualität sehr, sehr wichtig. Kundenzufriedenheit muss passen, 0 Mängel bei der Auslieferung, Nachkontakt etc.
Das passt auch alles, aber wenn der Kunde dich als Verkäufer für die ganze schlechte Vergangenheit in seinem Leben verantwortlich macht und nur jeden kleinen Fehler sucht, zu spät, zu früh kommt und wiederum Dir die Schuld dafür gibt… naja wie soll ich sagen… „dann hat er halt Pech gehabt..“
Das können wir uns allerdings nur leisten, weil wir alle von einander behaupten können, dass uns astreine, butterweiche Abwicklungen am Herzen liegen und wir wissen, dass viel davon abhängt..
Lasst euch nicht alles gefallen, es sind eure Nerven, eure Gesundheit und das ist unbezahlbar.