In den letzten Tagen, auch aufgrund meines Artikels zum Thema Nachwuchsverkäufer im Autohaus haben mich mehrere Email erreicht die ein recht tristes Bild zeigen. Viele ehem. Nachwuchsverkäufer sind frustriert, fühlen sich alleine gelassen und lamentieren über viele Dinge.

Frust statt Lust auf Autos verkaufen

Die Emails die mich erreichten zeigten immer wieder das gleiche Schema – ein Nachwuchsverkäufer wird mit viel TamTam eingestellt – ihm werden die Verdienstmöglichkeiten nach der Ausbildung in einem 6-stelligen Bereich als absolut machbar offeriert, oftmals sind die Nachwuchsverkäufer sogar bereit während dieser „Ausbildung“ auf einen größeren Teil ihres bisher gewohnten Einkommens in ihrem „alten“ Job zu verzichten (klar bei den 6-stelligen Aussichten) und einen Umzug zu machen. Sie verzichten somit also zum Wohle der Karriere und Einkommensentwicklung auf die Nähe zur Familie und zum sozialen Umfeld, nehmen Belastungen wie Wochenendheimfahrten, Wochenendbeziehungen etc. auf sich.

Lieferzeiten, kaum Kunden

Nach der erfolgreichen ZdK-Prüfung zum zertifizierten Automobilverkäufer – die ja bekanntlich dem Unternehmen und dem Hersteller einen größeren Betrag kostet werden genau diese Leute die man teuer ausgebildet hat und die lt. Assessmentcenter ja verkäuferisches Talent mitbringen – oftmals sehr alleine gelassen. Die finanzielle Situation verschlechtert sich dramatisch, denn, gerade fertig mit der Qualifizierung erhalten diese ehemaligen Nachwuchsverkäufer gerade mal noch Fixum plus Garantieprovision – und nachdem ja Lieferzeiten, Kaufzurückhaltung und kaum Stammkunden als neuer Verkäufer die dominierenden Themen hierbei sind fallen diese Verkäufer schnell in ein tiefes Loch! Die Bugwelle die 2-3 Monate mit Garantieprovision auslösen, kann man heutzutage über das Jahr als „frischer“ Verkäufer nicht mehr einfangen und schiebt sie so das ganze Jahr vor sich her – arbeitet also lediglich für Fixum + Garantieprovision…

2-3 Jahre um Fuss zu fassen

Ich kann und mag nicht verstehen, wie es sein kann, dass man zunächst für viel Geld wirklich gute Leute ausbildet um sie nach der Ausbildung ausbluten zu lassen… – zumal doch mittlerweile jeder weiß dass ein Verkäufer ca. 2-3 Jahre benötigt um im Neuwagenbereich nachhaltig (!) Fuß zu fassen. Viele berichteten mir auch in den Emails, dass für sie eigentlich gar keine freie Stelle vorhanden war und sie halt nun auch noch (zum Wohle der anderen Ladenverkäufer) im Laden mitverkaufen sollen – na toll – da wird also dann der Kuchen nochmal um ein Stück mehr geteilt.

Frust pur

nachwuchsverkäufer frustIch selbst habe auch schon von ehemaligen Nachwuchsverkäufern gehört die nun ihre Lebensversicherung auflösen mussten, damit sie sich finanziell über Wasser halten können – keine Seltenheit übrigens – wie ich auf Nachfrage dann erfahren habe.

Diese Frustration die dadurch entsteht dass die gerade fertig zertifizierten Verkäufer nun also nichts bis sehr wenig verkaufen, und das Garantiegehalt vorne und hinten nicht reicht um die normalen Dinge des Lebens bestreiten zu können sind natürlich der ideale Nährboden für Headhunter!

Headhunter und Mitbewerb freut´s

Andere Autohäuser aus der Region, die vielleicht wirklich Bedarf an einem zertifizierten Verkäufer haben wissen mittlerweile über die extrem hohe Frustration der soeben fertig gewordenen Nachwuchsverkäufer und nutzen dies für Ihre Bedarfe. Nicht selten wird so ein teuer ausgebildeter Verkäufer noch innerhalb des ersten Jahres nach seiner Zertifizierung „fahnenflüchtig“ – und für seinen neuen Arbeitgeber ist dies durchaus eine lohnende Sache – denn es reicht dem frustrierten Verkäufer für die nächsten 24 Monate monatlich 1.000.—Euro mehr zu geben als er derzeit mit Fixum und Garantieprovision erhält – und für diesen Aufpreis von 24.000.—Euro erhält er einen komplett fertigen, und dann auch sicher wieder motivierten Verkäufer mit einer Top-Ausbildung.