Mit den modernen Kommunikationseinrichtungen und dem heutigen Datenschutz wird es immer schwieriger mit einem richtigen Menschen so richtig „live“ in Kontakt zu treten… Ich war letzte Woche mal wieder bei dem Friseur meines Vertrauens (übrigens -> unter der Arbeitszeit, denn schließlich wachsen die Haare ja auch unter der Arbeitszeit und ich soll ja auch immer adrett und gepflegt aussehen… *grins*) – und da bekam ich (mal wieder) von ihm einen Tipp für einen vermeintlichen Autokäufer…
Der Friseurladen als Vertriebskanal…
Ich muss dazu sagen, dass mein Friseur sowas wie mein verlängerter Verkaufskanal ist – wenn der ein neues Auto hat, bekommt es jeder und jede stolz präsentiert – er parkt es auch so unauffällig vor seinem Laden, dass man schier „drüberstolpern“ muss und somit haben natürlich die Menschen die dort ihre Haare verlieren wollen, schon ein gemeinsames Gesprächsthema – und nachdem Männer an sich und beim Friseur im Speziellen anscheinend gerne über Autos reden ist das natürlich die perfekte Symbiose und für mich der perfekte Co-Verkäufer. Schade eigentlich dass es meine Verkaufsleitung immer noch nicht so sieht, denn sonst müsste der Junge ja mit Nachlässen zugeschüttet werden – aber das werden dann lieber andere – die ungefähr soviel für den Verkauf „tun“ wie ich für die Ausbreitung des Verganismus.
…nur ein kleiner weisser Zettel…
Naja – auf jeden Fall hat mir mein Friseur erzählt, dass er einen Kunden für mich hätte – eigentlich wäre schon alles klar – Modell, Motorisierung, Farbe, Polsterung alles eigentlich erledigt – ich müsste nur noch Kontakt aufnehmen und hinfahren, Unterschrift abholen und gut… Eigentlich… Wenn wir nun absolut korrekt und so konform arbeiten wie wir es im Arbeitsvertrag zugesichert und unterschrieben haben, dann wäre nun an dieser Stelle Schluss mit der Bemühung aus diesem Friseurkunden auch noch einen zufriedenen Autohauskunden zu machen – denn auf dem Zettel auf dem der vermeintliche Neukunde dem Friseur für mich seine Telefonnummer aufgekritzelt hatte, war weder die Datenschutzerklärung unterschrieben noch die einzelnen Kanäle zur Kontaktaufnahme eingegrenzt oder freigegeben…
Würde ich also korrekt und so arbeiten wie unsere obersten Datenschützer in diesem Land und in meinem Unternehmen mir immer zu predigen versuchen, wäre nun Schluß. Kein Kontakt, keine Möglichkeit – nix… – und nachdem ich auch nicht weiß wie dieser Mensch so „tickt“ mache ich einfach auch absolut ungern den Fehler gegen das was ich in meinem Arbeitsvertrag unterschrieben habe, vorzugehen… Also habe ich das meinem Friseur erklärt und der hatte nach viel Kopfschütteln und viel Stirnrunzeln und über Deutschland und Europa und Datenschutz im Allgemeinen und Datenschutz im Besonderen dann die Situation messerscharf umrissen, und von seinem Telefon aus diesen Kunden angerufen… Eigentlich war ausgemacht, dass er mir dann den Hörer weiterreicht, eigentlich – denn auch er scheiterte – wie ich auch schon so oft bei vielen Kunden – an der Mailbox…
Angebot ohne persönlichen Kontakt…
Klar man kann nicht davon ausgehen, dass immer und überall ein Mensch erreichbar ist – auch nicht heutzutage im Kommunikationszeitalter 2.0 – aber, oder vielleicht genau deshalb „nerven“ diese Mailboxen noch mehr – zumal mein Friseur – wie könnte es anders sein – ihm natürlich nun einen kleinen Vers draufgesprochen hatte mit der Bitte um Rückruf. Der kam anscheinend auch, denn mein Friseur rief mich nur 2 Stunden später an und diktierte mir eine Email-Adresse – an die ich mein Angebot zu senden hätte…
Nun gut, wie stellt sich dieser Mensch das nun vor? Soll ich für ein Auto gegen meinen Arbeitsvertrag verstossen? Soll ich einem „wildfremden“ Menschen ohne Freigabe von irgendwelchen Datenschutzbestimmungen und Kommunikationskanälen einfach „mal so“ ein Angebot zusenden? Eingangstext: „Wie mit unserem gemeinsamen Friseur besprochen übersende ich Ihnen anbei…“ – ähm… nun ja… Nachdem ich an meinem Job hänge, habe ich mir nun einen Termin bei meinem Friseur geben lassen, der genau vor (!) dem Termin vom vermeintlichen Autointeressenten ist – somit kann ich mit ihm sprechen wenn er auf dem Stuhl sitzt und er kann nicht wegrennen, sich ins Handy „verkriechen“ oder die Mailbox für sich sprechen lassen – und nachdem er, wie ich, alle 4 Wochen zum Friseur unseres Vertrauens gehen wird das Verkaufsgespräch somit schon bald in den Räumlichkeiten vom Friseur stattfinden.
Wenn ich den Vertrag dann in Händen habe, werde ich davon aber nichts meinem Verkaufsleiter erzählen, denn wenn der spitz bekommt, dass ich diesen tollen Autohaus-Glaspalast mit diesen vielen tollen Angestellten in Form von Kontaktpersonal etc. oder gar irgendein Autohaus-Marketing gar nicht brauche, und sogar der Kaffee beim Friseur nicht vom Autohauseigenen Budget zu zahlen ist, dann könnte ich ihn vielleicht noch auf ganz doofe Ideen bringen wie in dem einen oder anderen Brandcenter das mittlerweile mehr einem Pick-Up-Store gleicht und wo sowohl Kontaktpersonal als auch Verkäufer Mangelware sind… – Vielleicht hat das die Baumarktbranche von Obi & Co. schon viel früher erkannt, denn da sehe ich auch fast kein Personal, vorallem dann nicht, wenn ich eins brauche… – aber vielleicht treffe ich ja demnächst den Obi-Verkäufer meines Vertrauens auch bei meinem Friseur 😉
Hallo Frank,
Das mit dem Datenschutz ist ja schön und gut und ich finde deine Gesetzestreue verdient einen Orden, aber wenn ich so arbeiten würde, wäre ich in 4 Monaten pleite….
Gruß Marcus
Sehr guter Artikel! Ich finde es auch Wahnsinn, wie viel „Geschäftliches“ eigentlich über genau solche ständig wiederkehrende Kontakte wie z.B. Friseur, Physio, Bäcker und ähnliche „Seelsorger“ stattfindet und habe mir gerade eben beim Lesen des Artikels nicht zum ersten Mal den Kopf darüber zerbrochen, wie man das als Idee irgendwie umsetzen kann. Bisher ist mir noch nichts dazu eingefallen, vielleicht kommt’s ja noch. 😉 LG Enrico