Der Verkauf von gebrauchten Automobilen hat sich in den letzten Jahren rasant entwickelt – und so mancher Gebrauchtwagenhändler wurde von der Zeit überrollt.

In meinen beruflichen Anfängen als Automobilverkäufer waren Gebrauchtwagenhändler eine ganz spezielle Form von Menschen – in Freizeitkleidung, manchmal sogar in extremer Freizeitkleidung mit einem dicken Bündel an Bargeld in der Hosentasche – zumeist gehalten durch einen einfachen Gummi – besuchten sie die Automobilverkäufer in den Läden um sich nach Fahrzeugen zu erkundigen die gerade eben vom Kunden in Zahlung gegeben wurden. Dem Markenhändler war dies Recht, denn er verkaufte nur Neuwagen und hatte mit dem Verkauf von Gebrauchten Automobilen nichts – aber auch gar nichts am Hut.

Diese Fahrzeuge wurden dann mit einem einfachen Blick durchs Fenster, maximal mit einem schnellen Rundgang besichtigt und danach ging es in die Verhandlung über den Abgabepreis. Witzig waren die Methoden der Verhandlung, denn wenn es ein silbernes Auto war, dann war es schlechter verkäuflich als ein rotes, hatte das Auto ein Automatikgetriebe war natürlich dies schlecht verkäuflich – aber irgendwann kannte man seine Aufkäufer und dadurch waren die Verhandlungen immer auf Augenhöhe und meistens auch mit einem gewissen Charme.

wie_alles_beganEs war etwas verdammt effektives was diese Gebrauchtwagenhändler auszeichnete, denn durch dieses schnelle Rein-Raus war eigentlich allen geholfen und schon wenige Stunden später strahlte der gerade noch ach-so-schlechte Gebrauchtwagen ein paar tausend Mark auf einem mit Fähnchen verziehrten Platz seinem vermeintlichen Käufer entgegen.

Die Plätze der Gebrauchtwagenhändler waren eigentlich fast alle gleich. Sauber standen die Fahrzeuge in Reih und Glied, bunte Hinweisschilder als Nummernschild und Aufkleber auf der Frontscheibe wiesen schon von Weitem auf die Sonderausstattung hin und als Büro diente meist ein Bürocontainer. bürocontainerEs gab sogar Plätze da musste sich der Gebrauchtwagenhändler gar nicht entscheiden ob er Bürocontainer kaufen oder mieten möchte, sie gehörten zur Grundausstattung und auf einem Platz tummelten sich zig Händler unter einer Adresse nur getrennt und zu unterscheiden mit der Büronummer die weit sichtbar über der Eingangstür stand. Im Bürocontainer selbst stand meistens ein schmuckloser Schreibtisch mit zwei Stühlen davor und einem dahinter und ein Sideboard mit dem Telefaxgerät und viel Papier. Die „besseren“ Gebrauchtwagenhändler werteten Ihren Bürocontainer durch ein Bild oder einen Teppich individuell auf – das wars.

Das mit den Bürocontainern gilt zuweilen auch heute noch, aber ansonsten hat sich alles gewandelt. Ein Autoverkäufer „darf“ in vielen Fällen gar nicht mehr an Aufkäufer verkaufen – viel zu groß ist die Angst vor irgendwelchen Zuwendungen des Händler an den Verkäufer in materieller oder monetärer Art. Die Händler die heute etwas kaufen können / möchten werden zunächst grundlegend durchleuchtet bevor sie dann die Ware eingehend durchleuchten und nicht selten dann die Prüfberichte der hauseigenen Einkaufsabteilung am Fahrzeug nochmal genauestens zu überprüfen.

Viele Markenhändler sind dazu übergegangen eigene Kiesplätze mit Bürocontainern zu unterhalten oder laden die Händler zu Gebrauchtwagen Versteigerungen ein. Sollte ein Händler in den seltenen Genuss kommen wirklich noch nur EIN Fahrzeug einkaufen zu könnenm werden die Einkaufspreise kaum noch verhandelt sondern mit Laptops bzw. Smartphones blitzschnell im Internet recherchiert und dann ein Gebot abgegeben – in den meisten Fällen ist es dann eine Pest-oder-Cholera-Entscheidung und wenn ein Fahrzeug wirklich den Weg auf einen Kiesplatz zu einem Gebrauchtwagenhändler findet hat der Händler im Bürocontainer oftmals schon nach sehr kurzer Zeit eine zittrige Hand und ein flaues Gefühl wenn die Klicks auf sein nun im Internet offeriertes Fahrzeug ausbleiben – kein Wunder denn auch hier sind die Margen mittlerweile in einem Bereich angekommen indem Banker die Hände vors Gesicht schlagen wenn sie die Deckungsbeiträge in den angeforderten Bilanzen einsehen…