Ich werde immer wieder gefragt wie meine Einschätzung der Zukunft für unseren Beruf des Autoverkäufers denn wohl sei – hier möchte ich mal meine Sichtweise publizieren.

Die Produkte die wir verkaufen werden immer vergleichbarer – das Fahrzeug von Hersteller XX ist mit dem von Hersteller YY absolut vergleichbar – oftmals werden nicht nur die gleichen Aggregate verbaut sondern auch die gleiche Plattform für verschiedene Hersteller verwendet und somit verschwimmen die Grenzen zwischen Model X und Y zusehens.

Bis auf ein paar Nischen haben die Automobilhersteller heutzutage kaum mehr Alleinstellungsmerkmale die auch noch über Jahre Alleinstellungsmerkmale sind. Kommt Modell X mit 24 Airbags kann man die Uhr danach stellen das die anderen Hersteller in Windeseile nachziehen…

Die Ware ist also vergleichbar – und somit zählt bereits heute schon für viele Käufer nur noch der Preis. Derzeit befinden wir uns noch in einer Übergangsphase inder der Kunde zwar die neuen Mobilitätslösungen schon kennt, diese aber (derzeit noch) nicht interessant genug sind um auf das „eigene“ Fahrzeug verzichten zu können.

autoverkäuferIn Großstädten wie München, Berlin und Frankfurt ist bereits jetzt der Trend messbar dass immer mehr Menschen die in diesen Städten wohnen auf das „eigene“ Auto verzichten. Die Gründe hierfür sind u.a. der Ausbau des Nahverkehrs, der Parkplatzmangel, die täglichen Staus auf den Ein- und Ausfallstrassen inkl. des dadurch „verplemperten“ Bedarfs an Zeit, der teure Stellplatz bzw. Parklizenz und natürlich die monatlichen Kosten die ein Auto auch produziert wenn es nur steht – ohne auch nur mit einem Seitenblick auf den immer stärker sinkenden Wiederverkaufswert zu schielen.

In ländlichen Gegenden ist der Verzicht auf die eigene Mobilität noch nicht so weit verbreitet – aufgrund der mangelnden Mobilität ohne Auto die hier einfach bedingt durch die Infrastruktur herrscht, wird auf dem Land das „eigene“ Fahrzeug als Mobilitätslösung sicherlich länger existieren bis sich auch hier neue Mobilitätslösungen etablieren können.

Mit den neuen Vertriebsmodellen wie CarSharing und diversen Mobility-Lösungen wird sich das Kaufverhalten auch dahingehend ändern, dass der Kunde lediglich die für ihn beste Mobilitätslösung suchen wird – ob das nun noch das eigene Auto das er bar bezahlt ist, darf bezweifelt werden.

Die verschiedenen Mobilitätslösungen werden eine gewisse monatliche Rate kosten, die der Kunde dann bezahlen muss. Die jeweilige Rate wird über die Wünsche des Kunden gezielt zu der Mobilitätslösung führen die der Kunde schlussendlich auch wünscht und bereit ist zu bezahlen. Hierzu werden sich diverse Dienstleistungen hinzu buchen lassen.

Wenn jemand auf Luxus und Komfort nicht verzichten will wird er eine Oberklassen-Limousine telefonisch bestellen können die ihm dann innerhalb von 10 Minuten vor die Tür gestellt wird – benötigt er einen Fahrer dafür, ist dies zubuchbar. Wer am Wochenende ein Auto benötigt um mit der kompletten Familie inkl. der zwei Kinder bei Tante Gerda die Geburtstagstorte zu verspeisen, der kann genau für diesen Fall eine entsprechende Mobilitätslösung mit viel Platz für sich und seine Familie buchen, während er unter der Woche mit einem kleinen Elektro-Zweisitzer seine Kunden in der Großstadt besucht. Der für den Wochenend-Einkauf benötigte Kombi wird durch die verschiedenen Internet-Angebote der Super- und Großmärkte schon bald Vergangenheit sein – dann liefert den Wochenend-Einkauf der DHL- oder Hermes-Fahrer stressfrei und ohne Aufpreis bis nach Hause vor die Tür. Urlaubsangebote mit eigener Anreise werden mit Mietwagenkonzepten angeboten.

Der Autoverkäufer wird sich diesen geänderten Ansprüchen des Kunden dahingehend stellen, indem er die Mobilitätswünsche des Kunden, mit exakten, auf den Kunden zugeschnürten Mobilitätslösungen anbieten wird – die Bedarfsermittlung rückt also wieder in den Vordergrund, lediglich wird das „Verkaufen“ des einzelnen Fahrzeugs einem „vermieten“ des jeweiligen Fahrzeugs mit individuellen Zusatzleistungen weichen.

Sky und die Mobilfunkbetreiber machen es tagtäglich vor: Um Kommunikation und mediale Programmvielfalt nutzen zu können werden Flatrates angeboten und das dazugehörige Produkt das ich benötige um zu telefonieren oder die Programme von Sky empfangen zu können, werden dazugemietet bzw. über die monatliche Rechnung abgezahlt.

Ein Fahrzeug zu kaufen wird schon bald ein Relikt aus der „guten alten Zeit“ sein.

miete wohnungDer Immobilienmarkt hat es eigentlich schon immer – und der Automobilmarkt wird nun langsam nachziehen: Die am meisten genommene Wohn-Finanzierungslösung heißt: Miete. Aufgrund der extrem hohen Kaufpreise verbunden mit der mangelnden Flexibilität die eine gekaufte Immobilie bietet hat sich das Mietmodell bei Immobilien vorallem in Großstädten wie München schon seit dem Mittelalter etabliert. Wer das Geld nicht hat um etwas zu kaufen der mietet es, genauso wie der der zwar das Geld hat, allerdings die Miete für seine Wohn-Flexibilität bevorzugt – man kann sich eine Wohnung suchen wenn man mit dem Partner zusammenziehen will, trennt man sich wieder nimmt man sich wieder eine Singlewohnung, bekommt man ein Jobangebot in einer anderen Stadt kann man schnell in diese Stadt ziehen, oder oder oder…

Mit einer eigenen, gekauften Immobilie ist diese Flexibilität nicht gegeben – die kann man nicht mitnehmen und die kann auch nicht von der Singlewohnung zum Familiendomizil ausgebaut werden… – also verglichen mit dem Automobil ist es nur verständlich dass Kunden auch beim Fahrzeug die jeweiligen Mietlösung bevorzugen werden, denn dadurch werden sie flexibler und können die Mobilität schneller, besser und exakter an die jeweiligen Situationen, Ansprüche und Lebenspläne anpassen lassen.

Ich bin mir sicher dass es bald keine laufzeitgebundenen Verträge, in der Form wie sie heute angeboten werden, mehr geben wird – der Kunde der Mobilität wünscht und sucht will Flexibilität haben und somit auch die Möglichkeit für verschiedene Bedarfe immer die passende Mobilitätslösung auswählen zu können: Unter der Woche mit dem öffentlichen Nahverkehr in die Arbeit, am Wochenende mit dem Roadster in die Naherholungsgebiete, mit dem SUV in den Winterurlaub in die Berge und mit einem Van zur Familienfeier – das alles gedeckelt mit einer Flat-Rate in der sich der Kunde nicht um Service und Reifenservice kümmern muss  – lediglich tanken muss der Kunde noch selbst… – all das wird schon bald nicht mehr Zukunftsmusik sein, sondern Realität.

Einen Stellplatz in der Tiefgarage anmieten um das „eigene“ Auto abzustellen… Wozu? Für dieses monatliche Endgeld ist der Kunde in Zukunft bereits über eine Woche mobil…

Eine herbe Umstellung wird es natürlich für die Automobilverkäufer geben die, wie ich, den Job nicht nur von der Picke auf gelernt haben, sondern auch in der zukünftigen Form mit Bauchgrummeln begegnen werden. Provisionen für den Verkauf von Autos werden zukünftig nur noch sehr selten fließen – wie prognostiziert werden nur noch wenige Autos an Kunden „verkauft“ und das was verkauft wird ist vergleichbar mit Stangenware beim Herrenausstatter – oder fertigt der Herr Boss noch einen Anzug nach Wunsch?

Die Gehälter der ehemaligen Autoverkäufer werden sich durch den Wandel zum Mobilitätsberater zu Fixgehältern verändern, bei denen der Mobilitätsverkäufer dann bei der jeweiligen Mobilitätslösung jeweils ein paar Euro on top verdienen wird.

Wie Eingangs bereits geschrieben – DIES ist kein Horrorszenario aus einem Science-Fiction-Thrillers von Roland Emmerich sondern meine ganz eigene Sichtweise der Dinge die sich da derzeit manifestieren, wobei Roland Emmerich mich jederzeit anrufen darf – ich hätte da noch ein- zwei weitere Horror-Ideen  😉